553
da aus St. Ander und drang dann bis nach den Grenzen
von Leon vor; Lefebvre's Corps marschirte auf Val-
ladolid. Victor hatte sich mit dem Kaiser in Burgos
vereinigt, der nun, da seine rechte Seite durch Soult und
Lefebvre gedekt, die Ebenen Altcastiliens und Leons schon
von seinen leichten Cavalleriemassen bis Zamora und Sa-
lamanca hin durchschwärmt waren, daran dachte, seine
Fronte zu ändern und sich gegen Palafox und Castackos
nach Aragonien zu wenden. Für den Moment schinen die
Bewoner des großen spanischen Plateaulandes wie in einer
Betäubung gela'mt, so daß allerdings die Ebrogegenden
und der Süden als wichtiger erscheinen konten. Ney muste
nun von Aranda de Duero flußaufwärts marschiren, sich
an Moncey anschließen und beide solten sich dann mit
Lannes's (der la Granges Division jezt fürte) rechten Flü^
gel verbinden, um gemeinschaftlich gegen Casta/los zu ope-
riren. Victor hatte Neys Bewegung zu unterstützen. Der
Kaiser mit den Garden und der Reserve blib in Burgos,
was in jeder Weise befestigt ward, und als Sammelpunkt
aller aus Frankreich neu nachrückenden Truppen diente.
Mit dieser Disposition war eine Woche nach der Schlacht
von Gamonal verfloßen; die Trümmer von Belvederes
Armee hatten sich am Passe von Somosierra (der auch
von Madrid her durch Manschaft versorgt ward) und bei
Segovia wider zusammengefunden. General St. Juan
beseligte bei ersterem, Heredia bei lezterem Puncte. In
Sepulveda suchte man ein drittes Corps zu bilden, und
daß Castallos Napoleon noch nicht besigt hatte, erzürnte
die Centraljunta so, daß sie ihm den Oberbeselh nam und
denselben an Romana übertrug, der gleichwol im Augen-
blicke von Aragonien ganz abgeschnitten war. Castmlos
und Palafox hatten inzwischen, da sie wenig mit großem
Kriege umzugehen wüsten, eine Reihe wunderlicher Plane
versucht, auszufüren begonnen, und bald faren laßen müßen.
Plözlich trafen Nachrichten auf Nachrichten ein von dem
Vordringen Lannes's, Ney's, Moncey's — Castanos muste
vor ihnen weichen. Am 22ten kam er in Tudela mit Pa-
lasox zusammen, der sich von dem Plane Aragon zu ver-
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Extrahierte Personennamen: Leon Lefebvre Aranda_de_Duero Belvederes Castallos_Napoleon Napoleon Castmlos
Extrahierte Ortsnamen: Burgos Aragonien Burgos Frankreich Madrid Segovia Heredia Sepulveda Aragonien Tudela Aragon
559
1
volkommen hingereicht hätten allen Widerstand in der Halb-
insel zu Boden zu schlagen. Wo aber wie in Spanien die
Anhänglichkeit an den alten Rum und die alte Freiheit des
Volkes die ganze Nation durchdringt, hilft kein momentanes
Niderwerfen der Armee; neuer und immer neuer Wider-
stand wächst aus dem Boden, und auf die Dauer ein sol-
ches Land darnider zu halten, reicht die zehnfache Macht,
wenn man sie zusammen zu bringen und zu halten ver-
möchte, nicht hin.
Moore als er, noch in Salamanca, von dem Vordrin-
gen der französischen Cavallerie nach den Schlachten von
Gamonal und Espinosa bis nach Valladolid hin hörte, suchte
für seine Zweke die Einwoner von Salainanca zur Mittä-
tigkeit zu bewegen. Er sah keinen Erfolg, denn sein We-
sen, und seine Art die Dinge zu behandeln und zu betrach-
ten, war diesen Spaniern durchaus fremd. Erst am 23len
November hatte er 12,Om Man Infanterie und 6 Kanonen
in Salamanca zu vereinigen vermocht, denn der Zustand
der Wege hatte seiner Armee nur in kleineren Abteilungen
und langsam zu marschiren erlaubt. Am 26ten kam auch
Bairds Avantgarde nach Aftorga fünf Tagemärsche von Sa-
lamanca; seine Arriöregarde war aber noch in Lugo; wärend
Hope mit dem größten Teile der Artillerie noch zwischen
dem Escurial (sechs Tagemärsche von Salamanca) und Ta-
lavera stund. Valladolid, was den Verbindungspunct der
drei Eolonnen hatte abgeben sollen, war in den Händen
der Feinde, und Moore hatte, wie er die Dinge ansah, die
Ueberzeugung gewonnen, die Spanier seien ein träges, zum
Widerstande unfähiges Volk. Er war in zimlich verzwei-
felter Lage. Wolte er seine ganze Armee, auch die Arrivre-
garden Bairds und Hopes, an sich ziehen, so vergiengen
wenigstens drei Wochen. Noch konte er sich nicht zum Rük-
zuge entschließen, und ließ Baird über Benavente (wo er
am ersten Dec. ankam) und Hope über Tordesillas Vorgehen.
Am 28ten erfur er aber die Niderlage von Tudela, und daß
Castaüos keine Armee mehr habe. Da gab er Baird Be-
felh sich zur galicischen Küste zurük zu wenden, und seine
Truppen zur See nach Portugal zu füren — doch solle
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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560
er, ehe er den Rükzug antrete, noch einige Tage seine frü-
here Fronte halten. Er selbst wolle Hopes Corps erwarten,
was auch, obwol auf den lezten Märschen fortwärend von
Lefebvre bedrot, am Ende glüklich in Salamanca ankam.
In derselben Zeit erhielt Moore von Mr. Frere, englischen
Abgeorneten bei der Centraljunta, die eben Madrid aber
dieses erfült von wütendem, enthusiastischen Volke verlaßen
hatte, dringende Aufforderungen zugesandt sich nicht zurük-
zuziehen, ja! unangemeßene Vorwürfe, wenn er es dennoch
tue. Die Haltung Madrids imponirte ihm, da er sie nicht
mit eignen Augen, sondern nur in Freres Nachrichten sah.
Er beschloß also, den Rükzug noch aufzuschieben und durch
seine Bewegungen die Verbindung der französischen Armee-
corps mit Frankreich zu bedrohen. Von diesem Plane machte
ihn auch die Nachricht von Madrids Capttulation nicht wi-
der abwendig.
Napoleons Verweilen bei Madrid gewärte Moore hin-
längliche Zeit seine Heerabteilungen zusammcnzuziehen.
Endlich am 20ten Dec. hatte er sie; die Cavallerie in Mel-
gar Abaro, die Infanterie in Mayorga beisammen — das
Ganze solle aus 35,000 Man bestehen; aber 4 Regimenter
waren in Portugal zurükgelasien worden; 3 andere hatte
Baird in Lugo und Astorga gelaßcn; 1687 waren detachirt
und 4005 im Hospital. Das Wetter war kalt und schnee-
stürmisch und überal feite es an Erwärmungsmitteln. Un-
ter diesen Umständen bestund die mit allerhand Ungemach
ringende Armee nur aus 10,053 Man Infanterie, 2278
fsian Cavallerie 1358 Man Art. — zusammen nicht ganz
23,000 Man und 60 Geschütze. Moore war am 23ten im
Vordringen gegen Soult, der seine Truppen am Carrion
concentrit hatte, als er zuerst Nachricht erhielt, daß sich
Napoleon von Madrid her gegen ihn wende. Der Kaiser
hatte am 21tcn von Moores Vordringen gegen Osten gehört,
am 22ten war er mit den oben schon als um ihn vereinigt
bezeichneten Truppen, von denen er nur 10,000 in Madrid
zurük ließ, auf dem Marfche nach dem Guadarrama Passe.
Am 24ten erreichte er Vllla Castin, und energisch vorwärts
drängend, langte er mit den Garden und einigen anderen
Ab-
/
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Extrahierte Personennamen: Lefebvre Madrids_Capttulation Napoleons Soult Napoleon Moores Vllla_Castin
Extrahierte Ortsnamen: Salamanca Madrid Frankreich Napoleons Madrid Mel- Mayorga Portugal Madrid Madrid
554
leidigen nicht abbringen ließ, und so erfolgte am 23ten
des Morgens bei Tudela eine Schlacht, zu welcher Lannes
30.000 Man Infanterie, 5000 Man Cavallerie und 00
Geschütze herbeifürte. Die spanischen Generale hatten gegen
50.000 Man aber nur zwischen 30 und 50 Geschütze, und
waren der französischen Kriegskunst nirgends gewachsen;
sie erlitten eine volsta'ndige Niderlage; 30 Geschütze und
sämtliche Pack-und Munitionswagen nebst einigen Tau-
send Gefangenen bildeten die Sigcsbeute. Nur 15,000
Man von den Heeren Aragoniens retteten sich nach Zara-
goza; einige andere Abteilungen sammelten sich am 25ten
wider in Calatayud. Alles übrige war tobt, verwundet,
versprengt oder gefangen. Aragonien, Navarra und Neu-
castilien lagen nun so werlos vor Napoleon, wie schon
vorher Altcastilien und Leon. Des Kaisers Augenmerk
war wider allein auf die Hauptstadt des Landes gerichtet.
Das Hauptquartir war schon seit einigen Tagen nach
Aranda de Duero vorgeschoben. Napoleon beauftragte
nun Ney, die bei Tudela geschlagenen Truppen rastlos zu
drängen, wä'rend Lefebvre auf Segovia hin vorgieng.
Allein die mit Palaiox nach Zaragoza geflohenen Trümmer
der aragonesischen Armee schöpften hier neuen Athem; und
Castaüos entkam mit den Trümmern von Calatayud nach
Siguenza fast ohne weiteren Verlust — Napoleons An-
ordnungen kamen auf dieser Seite zu spät; um so ent-
schidener waren die Erfolge auf der anderen. Als der
Kaiser am 28ten Aranda de Duero verließ hatte er Vic-
tors Division, die Garden und die Reserve bei sich. Am
29ten flohen die spanischen Truppen aus dem Lager von
Sepulveda gegen Segovia hin in panischem Schrecken, und
am 30ten rükten die französischen Garden auf den Somo-
sierrapass an, den St. Juan mit 10 —12 Tausend Man
besezt hielt, und durch 16 auf der Höhe aufgestelte Ge-
schütze fortwärend rein fegen konte. Es war ein nebeliger
Morgen — auf jedem Flügel giengen drei französische Ba-
taillone, in dem Wege des Passes gieng eine starke Co-
lonne vor — die spanische Batterie harte nur, daß die
leztere näher käme, wärend die Flügelangriffe schon von
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Lefebvre Napoleons Aranda_de_Duero
558
aus etwa 8000 Man gewachsen; aber die Truppe war
fortwa'rend so demoralisirt, daß La Pena den Oberbefelh
an den Herzog del Infantado abgab und sich zurükzog.
Der Herzog brachte die Reste dieses elenden, von den
Franzosen verfolgten Haufens nach Cuenca, wo es ihm ge--
lang sie almä'lig zur Ordnung zurükzufüren und zu ver-
stärken. Victor hatte bald bis nach Toledo hin alles un-
terworfen. Zunächst konte unter diesen Umstanden kein
Heerteil Napoleon von Wichtigkeit siin, als der englische
unter Moore und Baird. In einer Proclamation verkün-
digte er schon der unterworfenen Hauptstadt, er werde
die Engländer aus der Halbinsel verjagen, und Zaragoza,
Valencia und Sevilla zur Unterwerfung zwingen gleich
Madrid. Er bewillige allen Amnestie; nur zehn Spanier
neme er davon aus: die Herzoge von Infantado, Hijar,
Medina Celi und Ossuna; den Marques Sta. Cruz; die
Grasen Fernan Millez und Altamira; den Fürsten von
Eastel Franco; Don Pedro Cevallos und den Bischof von
St. Ander. Diese erklärte er für vogelfrei.
Am 20ten Dec. vereinigte er das bisher von Ney ge-
fürte Corps wider mit den Garden und der Reserve. Vic-
tor war in Toledo; seine leichte Cavallerie schwärmte schon
an der Sierra Morena. Lefebvre's Corps war in Talavera
gegen Portugal hin gerichtet. Die früher aus Portugal
nach Frankreich transportirten Truppen Junot's waren nun
nachgerükt und vereinigten sich mit Soults Armeecorps am
Carrion, um wie es schin gegen Galicien vorzudringen.
Iunot selbst löste Moncey ab, um dessen Corps wie es
schin gegen Valencia zu füren, wa'rend daß früher beim
Beginne des Feldzuges noch an der spanischen Grenze ste-
hende Corps unter Mortier gegen Zaragoza vorrükte, dessen
Belagerung in höchster Instanz Lannes leiten solte. In
Catalomen war die ganze Zeit über ein besonderer Heer-
teil beschäftigt gewesen. Das Ganze dieser Armee bildete
eine furchtbare Macht von 330,000 Man *), die wenn der
Krieg unter gewönlichen Umständen gefürt worden wäre,
') Darunter waren 213,000 Franzosen; der Rest bestund aus Deut-
schen, Italienern und Polen.
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Extrahierte Ortsnamen: La_Pena Cuenca Zaragoza Valencia Sevilla Madrid Altamira Talavera Portugal Portugal Frankreich Galicien Valencia Zaragoza Deut- Polen
561
Abteilungen am 26ten bereits in Tordesi'llas an. Seine
übrigen Truppen waren an diesem Tage in Valladolid und
Rio ftco — als er aber in Valderas ankam, erfur er, daß
sich die englische Armee sofort über die Cea und Esla nach
Galicien gewendet habe. Es war inzwischen Tauwetter ein-
getretcn; die englische Armee behielt einen bedeutenden Vor-
sprung auf Coruña, und Napoleon, daran verzweifelnd,
daß er sie auf dem Marsche zum Schlagen bringen könne,
überließ ihre weitere Verfolgung dem Marschal Soult,
nachdem er am Iten Jan. 1809 Astorga bcsezt, und hier
sein Armeecorps concentrirt hatte. Nachrichten, die ihm den
nahen Ausbruch eines Krieges mit Oestreich warnemen ließen,
machten seine Anwesenheit auf anderen Seiten notwendig.
Er gieng nach Madrid zurük. Soult holte die englische
Armee zwar am 16ten Jan. in Coruña ein, konte aber ihre
Einschiffung nicht hindern, die noch erkämpft ward. Wärend
dieser Schlacht von Corutla, traf eine Kanonenkugel Sir
John Moore so auf die linke Schulter, den Oberarm und
die Rippenwölbung, daß leztere ganz eingedrükt, der Arm
fast von Leibe gerißen, die Schulter zerschmettert ward.
Die Wunde war tödlich, und er überlebte sie nur wenige
Stunden, noch mit dem Bewusrsein, die Feinde zulezt zu-
rükgewisen zu haben.
Als Napoleon früher Madrid zur Ucbergabe genötigt
hatte, antwortete er auf den Wunsch der Einwoner, König
Joseph möge zuriikkeren, daß dies erst geschehen werde,
wenn die Stadt Madrid hinlängliche Garantien für ihre
Gesinnung gebe. Nun waren Unterzeichnungen in den ver-
schidencn Teilen der Stadt begonnen worden und 28,600
Familienväter hatten an Eides stat durch ihre Unterschrift
versichert, sie wünschten aufrichtig des Königs Rükker.
Napoleon war aber noch auf seinem Feldzuge gegen Moore
in Valladolid als Abgeordnete aller Corporationen von Ma-
drid ankamen, dies Resultat zu berichten, und nochmals
um Joseph zu bitten. Dieser kerte nun von Burgos, wo
er wärend der lezten Kriegsbegebenheiten gewesen war, zu-
rük, und zog von 5 — 6000 französischen Gardesoldaten
begleitet am 23ten Januar in Madrid ein als König, wä-
Leo's Lehrb. d. Universalg. Bd. V. (2tc Auflg.) 36
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Soult Oestreich Soult Corutla John_Moore Napoleon Joseph Napoleon Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Valladolid Galicien Iten_Jan Madrid Coruña Madrid Madrid Valladolid Burgos Madrid
574
talonien vereinigt, und etwa ebensovil unter Caro, Roma-
nas Bruder, in Valencia. Vorster und Balesteros hatten
jn Galicien und Asturien etwa 18,000 Man beisammen;
der Herzog del Parque etwa 7000 bei Ciudad Rodrigo.
In der Sierra Morena, in der Nachbarschaft von St. Ele-
na und Carolina waren etwa 26,000 Man unter Venegas ;
in Estremadura unter Cuesta etwa 38,000 Man. Noch hiel-
ten sich frei für die Sache der Patrioten auf der einen
Seite (im Gebiete der Armee des rechten Flügels, wie man
die von Catalonien, Aragouien und Valencia nante) die
Vestungen Gerona, Hostalrich, Lerida, Mequinenza, Lar-
ragona, Tortosa, Valencia, Cartagena und Alicante, so
wie im Centrum die Vestungen Cadiz und Badajoz, und
auf der anderen Seite (im Gebiete der Armee des linken
Flügels) Ciudad Rodrigo, Coruna und Ferrei. Fast liberal
aber waren die Anfürer unter sich und mit den Junten
zerfallen, und die spanischen Armeen noch eben so unbrauch-
bar für geordnete Fettzüge wie vom Anfänge.
Demohnerachtet war klar, das Plateauland Spaniens
ließ sich den Franzosen entreißen nur durch einen Waffen-
kampf, und so schikte sich Wellesley an, aus Portugal am
Tajo heraufzudringcn, und auch die spanischen Armeen des
Ceni rums und des linken Flügels zu einer Centralbewegung auf
Madrid zu vereinigen. Wellesley zog seine englische Ar-
mee nebst einigen portugisischen Truppen in Alcantara zu-
sammen; Cuesta ebenso in Badajoz was unter seinen Be-
felhen stund. An der Grenze der Provinzen Estremadura
und Toledo vereinigten sich Cuesta's und Wellesley's Heere
in der Nähe von Almaraz. Es waren zusammen sechzig-
tausend Man. Ein Detachement englischer, von Spaniern
und Portugisen freilich nur schwach (mit 4000 Man) ver-
stärkter Truppen, was Wellesley Sir Robert Wilson über-
geben hatte, folte von Norden auf Madrid hin Vordringen
und den linken Flügel der Hauptarmee decken, wärend
Venegas aus der Sierra Morena gegen Madrid hin vor-
zudringen hatte. Allein die Centraljunta,' obgleich sie den
Plan im Ganzen gebilligt hatte, war nun unter der Hand
der Meinung, Wellesley und Cuesta hätten allein hinrei-
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Extrahierte Personennamen: Caro Wellesley Wellesley Robert_Wilson Cuesta
Extrahierte Ortsnamen: Valencia Galicien Asturien Valencia Gerona Hostalrich Lerida Mequinenza Tortosa Valencia Cartagena Alicante Cadiz Badajoz Coruna Spaniens Portugal Madrid Alcantara Cuesta Badajoz Wellesley Madrid Madrid Wellesley
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 11 —
Die Wassertiefen der großen Bucht von Kiautschou wurden
im Jahre 1863 durch Engländer vermessen. Im Jahre 1869 besuchte
Professor Freiherr von Richthofen die Provinz Schantnng und er-
kannte die Bedeutung der Bucht, ohnje sie jedoch selbst gesehen zu
haben. Tie maßgebende Erkundung fand dann im Mai 1897 durch
den Marine-Baurat Frauzius statt.
Seitdem die Deutsche Regierung im Prinzip beschlossen hatte,
einen Hasen an der chinesischen Küste zu erwerben/) als Stützpunkt
für den rapide zunehmenden Handel, wurden auch die Amoy- und
die Samsah-Bucht hierfür in Aussicht genommen. Beide würden
als Marine-Stationen brauchbar gewesen sein, konnten auch schneller
für diesen Zweck aptiert werden, als die übermäßig große Bucht von
Kiautschou, sie entbehrten aber eines für den Handel verwertbaren
und genügend zugänglichen Hinterlandes. Dies war bei Kiautschou
in günstiger Form und Beschaffenheit gegeben. Das Vorhandensein
von großen Kohlenfeldern und die auf über 20 Millionen geschätzte,
von Landwirtschaft und Seidenbau lebende Bevölkerung der großen
Halbinsel-Provinz gaben Aussicht, daß die gewählte Station kommer-
ziell zu verwerten sein würde.
Tie Besitzergreifung fand ohne Blutvergießen am 14.
November 1897 statt8) durch ein Landungs-Korps vou 30 Offizieren
687 Manu des Geschwaders uuter Contreadmiral von Diederichs,
bestehend aus deu Schiffen „Kaiser", „Prinzeß Wilhelm" und „Cor-
moran''. Tie chinesische Garnison unter General Chang, 1600 bis
2000 Mann stark, räumte Tsiugtau binnen 3 Stunden und zog sich
auf 2 Meilen in das Innere zurück. Zur Sicherung des Besitzes
wurden sogleich von Deutschland 1400 Mann Marine-Jnfanterie
und Artillerie, sowie Mitte Dezember die Kreuzer-Divisiou unter
Prinz Heinrich von Kiel abgesandt. Eine weitere Aktion war aber
nicht erforderlich, da sich die Chinesische Regierung nach einigem
Zögern am 6. Märtz 1.898 bereit fand, einen Pachtvertrag
abzuschließen:
„Die kaiserlich Chinesische Regierung, um den berechtigten
') Die Chinesische Regierung wurde entgegenkommend erst nach dein
ihr im Sommer 1895 gegen Japau geleisteten Dieust,
8) Aus Anlaß der Ermordung der Missionare Ries und Heule in Schau--
tuug. Lihuugtschaug hatte die Bucht Deutschland zugesagt, gleichzeitig aber
auch Rußland, in der Hoffnung einen Konflikt zwischen den beiden Mächten
herbeizuführen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Freiherr_von_Richthofen Diederichs Chang Heinrich_von_Kiel Heinrich Märtz Ries
183
Joseph Bonaparte, König von Spanien. §. 45.
Krone zu entsagen, die er seinem Bruder Joseph verlieh,
dessen bisheriges Königreich, Neapel, Murat erhielt. Das erle-
digte Grossherzogthum Berg ward für den Kronprinzen von Holland
bestimmt.
Die ganze Nation ergriff sofort mit grosser Erbitterung die
Waffen gegen den ihr hinterlistig aufgedrungenen König, der sich
vergebens durch eine neue, im Auslande (in Bayonne von einer
sog. Generaldeputation) berathene, Verfassung auf dem Throne
zu befestigen suchte. Während im Norden die Festung Zaragoza
den Mittelpunkt eines energischen Widerstandes bildete, ward
im Süden ein französisches Heer (unter Dupont) umzingelt und
gefangen genommen. Völlig entmuthigt verliess König Joseph
mit der französischen Armee die kaum (erst vor 11 Tagen) be-
tretene Hauptstadt und zog sich hinter den Ebro zurück. Bald
ward auch in Portugal Junot von den unter Wellesley gelande-
ten Engländern geschlagen und kehrte in Folge einer Capitula-
tion mit seinem Heere auf englischen Schiffen nach Frankreich
zurück.
Während in Spanien eine aus den verschiedenen Provinzial-
j unten gebildete Centraljunta (in Aranjuez) sich der Verwaltung
bemächtigte, rüstete Napoleon, dem Kaiser Alexander I. bei
einer persönlichen Zusammenkunft zu Erfurt für den Fall eines
Krieges mit Oesterreich Beistand versprochen hatte, ein furcht-
bares Heer (250,000 M.) aus allen von ihm abhängigen Län-
dern, um seinen Bruder nach Madrid zurückzuführen. Er selbst
rückte mit der Hauptmasse vom Ebro aus unter siegreichen
Gefechten nach Madrid* vor, während sein General St. Cyr Ca-
talonien und Aragonien bis auf das einzige Zaragoza eroberte.
Nach Uebergabe der Hauptstadt kehrte Joseph (gegen seinen
eigenen Willen) dahin zurück, Napoleon aber eilte nach Frank-
reich zurück, weil ein neuer Krieg mit Oesterreich (s. §. 47)
drohte.
Als auch die von Palafox mit grossem Verluste (54,000
Mann) vertheidigte Festung Zaragoza gefallen war (20. Febr.
1809) und die französischen Heere siegreich sowohl gegen An-
dalusien als in Portugal vordrangen, verordnete die Centraljunta
(jetzt in Sevilla), nach Versprengung ihrer regelmässigen Truppen,
die Bildung von Guerrillas, schloss einen Vertrag mit England
und erklärte die überseeischen Colonien für gleichberechtigt mit
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Bonaparte Joseph Joseph Napoleon Alexander_I. Joseph_( Napoleon Guerrillas
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Neapel Holland Bayonne Zaragoza Portugal Wellesley Frankreich Spanien Oesterreich Madrid Aragonien Zaragoza Frank- Oesterreich Zaragoza Portugal Sevilla England
Spanien. 365
Das erste wichtige Ereigniß war die Schlacht bei
Medellin am 28 März 1809, welche der Marschall
Victor, der am 18 Marz über den Tajo gegangen war,
gegen den General Cuesta gewann. Jedes Heer war unge-
fähr 20,coo Mann stark. Die französischen Nachrichten
nannten 6—7000 Todte, 3000 Gefangene, 30 Kanonen uni)
12 Fahnen als Früchte dieses Sieges, den die Franzosen
blos mit einem Verluste von 40 Todten und 408 Verwun-
deten erkämpft zu haben versicherten.
Unterdessen hatte Großbritannien dem Generale Wek-
les ley, der von Portugal aus, unterstützt von den Portu-
giesen, vordrang, den Befehl Zu offensiven Operationen gege-
den, um in Verbindung mit Cuesta gegen Madrid vorzu-
dringen. Wellesley halte seine Truppen bei Alcantara
concentrirt; Cuesta stand in der Nähe von Badajoz. Die
Franzosen glaubte man im nördlichen Spanien durch Ro-
manas Armeecorps beschäftigt. Cuesta, verstärkt durch
Truppen aus Andalusien, Grenada und Murcia, zog über
Lruxillo gegen Almaraz, wo er sich mit Wellesley vereinig-
te, der von Alcantara den Tajo hinabgegangen war. Zu.
gleicher Zeit rückte darauf der englische General Wilson
mit einem aus Britten und Portugiesen bestehenden Corps
in Estremadura cin, und zog auf der von Placentia nach
Madrid führenden Straße vorwärts. Wellesley comman-«
dirte das Centrum, Cuesta den rechten, Wilson den linken
Flügel. Der spanische General Venegas, der von der
Sierra Morena sich näherte, sollte bei der Expedition mit-
wirken. Dieser Heeresmasse ging König Joseph mit den
Marschällen Ionrdan und Victor, und den Generalen
Sebastiani und Dessolles entgegen, während dermar-
schall Morti er mit einem Theile seines Armeecorps von
Avila her sich in Marsch setzte, um den General Wilson
anzugreifen. Der Kampf begann schon am 26 Iuly durch
einen Angriff der Franzosen auf Cuestas Truppen bei Tor-
rijos, die sich nach dem linken Ufer der Alberche zurück-
zogen. Die Schlacht selbst wurde in Neukastilien bei Tala-
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Extrahierte Personennamen: Victor Cuesta Wellesley Alcantara Lruxillo Wellesley Alcantara Wilson Wilson General_Venegas Joseph Avila Wilson
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Medellin Portugal Portu- Madrid Badajoz Spanien Andalusien Grenada Murcia Estremadura Madrid Wellesley Neukastilien